Märkisch Wilmersdorf

Dorfkirche
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Schloss
Schloss
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Schloss
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Auf dem "Wiestock", einer besonderen Bodenerhebung der Teltow Hochfläche liegt die Gemeinde Märkisch Wilmersdorf. Erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1346 zurück. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Ort eine vorhergehende Ur- und Frühgeschichtliche Besiedlung hatte, also der Ort früher als schriftlich erwähnt gegründet wurde. Bei der Verlegung der Trink- und Abwasserleitungen im Jahr 1999 konnten urgeschichtliche Siedlungsfunde mit Feuerstele und Spuren von Pfostenlöcherm zum Hausanschluss vor dem Dielenhaus Dorfstraße 4, ehemals Bischertsche Haus, in Nord- und Südrichtung festgestellt werden.

Einst einfach Wilmersdorf, um 1630 Wendisch Wilmersdorf, lesbar auf Taufschale von 1660, um Verwechslungen mit Deutsch Wilmersdorf (Bezirk Berlin) zu vermeiden. Damit wurde auf die slawische Tradition des Wendendorfes verwiesen. Wendisch Wilmersdorf gehörte ursprünglich zur Herrschaft Torgau auf Zossen. Lange Zeit war das Dorf "Halb Lehen der von Beeren und Halb von Lietzen". Sie besaßen seit dem 16.Jahrhundert einen Rittersitz. Die Bevölkerung stand in doppelter Abhängigkeit - einmal zum Rittergut - und einmal zur Herrschaft auf Zossen. Abgaben und Frondienste waren zu leisten.

1684/85 erwarb Henning Bernd von Schwerin (1631 - 1705) das Land. Im Besitz derer von Schwerin blieben Gut und Schloss bis 1933. Sohn Friedrich Bogislav von Schwerin (1648 - 1747) ließ die Kirche von Grund auf erneuren und fügte einen Gruftanbau mit Glockenturm an. Die neu geschaffene Gruft war die Begräbnisstätte der Schwerins. 17 Särge befanden sich 1945 darin. Wappen und Tafel weisen auf seine Tätigkeit hin. Die Wetterfahne mit den Initialen und Datum 1746 sind durch ein vergoldetes Kreuz ersetzt worden.

Sohn Friedrich Albert (1717 - 1789) war ein schlachtenreicher Generalmajor, Chef des Regiment Gandarms. 1762 Graf, 1775 Oberstallmeister und 1782 Staatsminister - zum Anderen aber eben nur ein Stattminister - für seinen König der allerhöchste Hofnarr der Tafelrunde, Paradebeispiel für Friedrichs Freundschaftsbeweise und Zeuge der letzten königlichen Atemzüge in Sanssouci.

Neffe und Erbe Friedrich August Leopold Carl (1750 - 1834) ließ 1801 ein Herrenhaus errichten sowie einen Barockgarten anlegen. Denksäule für Ilsabe von Schwerin geb. Bredow, der besten Mutter der Nation, errichtet 1803. Nach Preußens Zusammenbruch 1807 wurde er Privatmann und widmete sich der Landwirtschaft.

Auf ihn sind die Erweiterung des Feuerlöschwesens durch die Errichtung des Spritzenhauses und der Kauf einer hölzernen Feuerspritze für 160 Reichstaler von Johann Ullrich Seeler Senior zu Berlin zurückzuführen. Sie tat bis 1929 ihren Dienst.

Sohn Christian Friedrich Wilhelm (1787 - 1858) residierte mehr im Familienpalais Unter den Linden in Berlin. Er war Justizminister. Ihm genügte die Verpachtung des Gutes.

Friedrich Kurt Alexander (1856 - 1934) - Fritz - hängte nach nur 10 Jahren seinen Rock eines Premierleutnants der Gardedragoner an den Nagel, ließ sich von seiner Frau aus hohem dänischen Adel scheiden und heiratete eine bürgerliche Anna Steppes (1868 - 1935).

1873 wurden die Parkanlagen erweitert und nach seinen Vorstellungen umgewandelt. 1896 erfolgte die Chausseebepflanzung nach Thyrow, abwechselnd roter und grüner Ahorn.

1890 übernahm er das Gut nach 50 Jahren Pacht zur Selbstbewirtschaftung. 1901 - 1903 erfolgte der Umbau des Gutshauses nach eigenen Entwürfen im Tudorstil. Über dem alten Kernbau von neun Achsen ließ er ein Stockwerk aufsetzen und fügte eine "Söller Terasse", Turm und Zinnenkranz an. Es erinnert somit an das Schloss Babelsberg in Potsdam.

1902 kam es zur Wahl des Präsidenten der 1862 gegründeten Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Fritz von Schwerin führte diese Vereinigung von Fachleuten und Leihen zur wissenschaftlichen Reife und internationalem Renommee. 1905 Verkauf des Berliner Palais an die Kunsthandlung Schulte. Das Gut und auch sein vermarktetes Hobby - Dendrologie und Botanik - die Baumschule, Sämerei und Gärtnerei warfen genug ab, so dass er 1910 wieder verpachtete. Er brachte es 1913 zum Ehrendoktor der Philosophie. Die Zeitschrift "Mitteilungen" wurden 32 Jahre lang, auch per Anhalter Bahn von Thyrow, nicht nur an Familienmitglieder Schwerins, sondern auch an Behörden (1917 in 57 Städte und Gemeinden) versandt. Der Graf war für den Inhalt verantwortlich und auch Verfasser der Texte. Er wies schon damals auf das Baumsterben durch sinkendes Grundwasser oder Stadtgas hin und war ein Gegner von Forst-Monokulturen.

1928 wurde das Eingangstor, vom Volksmund "Unsinn" genannt errichtet. Das Tor wurde im 2.Weltkrieg zerstört und die Steine danach für Neubauernhäuser gewonnen. Der Graf von Schwerin hatte nach der Inflation nicht mehr ausreichend Geld. Seine beiden Söhne, Zwillinge Fritz und Curt, ausgebildete Agronomen und Forstleute starben kurz hinter einander. Zum 1.Oktober 1933 musste Fritz von Schwerin sein 60 Jahren gepflegten Park und das nach seiner Facon gebaute Schloss verkaufen. Beim Ausräumen der Bibliothek erlitt der 77-jährige einen Herzschlag und verstarb am 09. März 1934. Er zog zur letzten Ruhe in das Erbbegräbnis von 1746.

Im Oktober 1933 erwarb der Großkapitalist Arnold Kunheim Gut Wendisch Wilmersdorf. Der neue Besitzer begann den gesamten Betrieb unter kapitalistischen Gesichtspunkten zu investieren. Der Rinderbestand stieg auf 100 Tiere und der Pferdebestand auf 32 an.

Für die meisten Bürger bleiben Schloss und Park eine fremde exotische Welt. Der Gutsbesitz Kunheim verdiente ohne Arbeit noch genug um sich beispielsweise 50 Shetland Ponys, Afrikanische Ziegen, Flamingos, Fasanen, reinrassige Hunde und Affen zu seinem privaten Vergnügen halten zu können. Der mit seltenen Gehölzen durchsetzte Park wurde nun mehr nicht mehr sachgerecht gepflegt und begann zusehends zu verwildern. Das Absinken des Wasserspiegels seit 1935 ließ nicht nur seltene Bäume verdorren, sondern führte in den folgenden Jahren auch zum Versanden von Teichen und zum Austrocknen eines fließenden Gewässers, das alle Teiche miteinander verband.

Von 1945 bis 1956 fanden im Schloss 23 Familien und Umsiedler, bis zur Zuweisung neuen Wohnraumes, ein Dach über dem Kopf. In der Gemeinde siedelten sich mit der Aufteilung der Gutflächen immer neue Familien an und so entstanden die Neubauernhäuser.

Im Jahr 1953 entstand eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), der im Frühjahr 1960 alle Bauern des Ortes angehörten. In den 70iger Jahren fand die Teilung in Tier- und Pflanzenproduktion statt. In Märkisch Wilmersdorf entschieden sich darauf hin die Bauern zur Tierproduktion. Die politische Niederlage der DDR brachte auch das Ende der LPG. Es folgte ein Insolvenzverfahren und die Übernahme durch die Wiedereinrichter Kurth und Tieth GbR. Diese praktizieren ökologisch anerkannten Landbau, in dem keine Tierhaltung mehr erfolgt.

1957 wurde das Schloss Domizil ein Kinderheim, das sich vorher in Sperenberg befand. Vier von den vorhandenen Räumen wurden Klassenzimmer für die Schule. Als Acht Klassen Schule diente das Schloss bis 1974.

In der weiteren Zeit wurde es als Kinderheim für bis zu 60 Kinder genutzt. Erzieher fanden im Haus auch Unterkunft. Wegen Umbau und Renovierungen zogen Kinder und Erzieher 1986 in das Lehrlingswohnheim der LPG um. Durch die Ereignisse der Wende wurde ein Rückzug des Kinderheimes nicht mehr möglich. Bauarbeiten wurden nicht beendet, es fehlte die Finanzkraft. Auch wurden Rückansprüche gestellt. Kinder und Erzieher erhielten ein neues zu Hause im Märkischen Kinderdorf in Ludwigsfelde.

1999 erwarb Herr Michael Werner, Galerist aus Köln, Park, Schloss und Gutshof.

Märkisch Wilmersdorf gehörte seit 1998 zur Gemeinde Thyrow im Amt Trebbin. Seit dem 26.10.2003 eingemeindet zur Stadt Trebbin.

Schauen Sie auch hier: www.heimatgeschichte-trebbiner-ortsteile.de